Der befürchtete Einbruch des Immobilienmarkts in Folge der Covid-19-Pandemie ist ausgeblieben, schreibt Klaus Oberfuchshuber, Leiter Immobilienberatung bei der Privatbank Merck Finck, im aktuellen Marktkommentar „Blitzlicht“. Zwar seien einzelne Sektoren wie etwa Hotels stark in Mitleidenschaft gezogen worden, doch in weiten Teilen des Marktes seien die Preise stabil oder sogar weiter im Aufwind.
Insbesondere Logistikimmobilien sind laut Oberfuchshuber stark gefragt – zum einen, weil der Onlinehandel massiv zugelegt habe, und zum anderen, weil viele Unternehmen Teile ihrer störungsanfälligen globalen Lieferketten verkürzt und zurück ins Heimatland geholt haben. Im Bereich der Büroimmobilien stelle sich langsam heraus, dass einige Unternehmen dauerhaft auf mehr Homeoffice und weniger Bürofläche setzen, doch primär werde es dabei um die Umgestaltung bestehender Flächen auf neue Arbeitsformen gehen – keine umfangreichen Kündigungen von Mietverträgen, so Oberfuchshuber. Der große Leerstand werde bei Büros ausbleiben. Oberfuchhuber: „Im Bereich Wohnimmobilien sehen wir ebenfalls stabile bis leicht steigende Preise, wobei sich die Nachfrage von den Städten ins Umland verschiebt. Die ,Speckgürtel‘ der einkommensstarken Großstädte sind die neuen Top-Lagen.“
Aus Sicht des Experten sei jedoch der Raum für weitere Preissteigerungen fürs Erste aufgezehrt. Insbesondere im Segment Wohnen könnten die Mieten seit längerer Zeit nicht mehr mit den Preisen Schritt halten, so dass die Mietrenditen für Investoren bereits gesunken seien. Auch im Blick nach vorn scheint für Oberfuchshuber das Potenzial für Mietsteigerungen begrenzt, solange die Kaufkraft nicht deutlich anzieht. Denn aktuell geben die Deutschen im Schnitt bereits 40 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Miete aus. Es erscheine unwahrscheinlich, dass sich dieser Wert nochmals signifikant erhöht. Zugleich sei die Nachfrage nach Wohnimmobilien von institutionellen und privaten Investoren robust, sodass die Preise auf hohem Niveau stabil bleiben oder sogar noch leicht steigen könnten.
„Im Ergebnis heißt das: Die Renditen für Immobilien werden in der Tendenz weiter sinken. Dabei ist die Null jedoch die Untergrenze. Während erhebliche Teile des Anleihenmarktes negativ rentieren, ist eine solche Situation selbst bei Top-Immobilien, die eine hohe Sicherheit versprechen, nicht vorstellbar. Wir haben noch keinen Anleger gesehen, der dies in Kauf nehmen würde. Investoren, die auf der Suche nach attraktiven Renditen sind, bleibt also nichts anderes, als kreativ nach Objekten mit Wertsteigerungspotenzial zu suchen. Das können im Bereich Wohnen etwa seniorengerechte Objekte sein“, so Oberfuchshuber abschließend. (DFPA/JF1)
Quelle: Merck Finck „Blitzlicht“
Merck Finck a Quintet Private Bank (Europe) S.A. branch hat ihren Sitz in München. Mit Mitarbeitern an 16 Standorten in ganz Deutschland verwaltet sie rund zehn Milliarden Euro an Kundengeldern. Merck Finck ist Teil des Privatbankverbunds Quintet Private Bank (Europe) S.A. (vormals KBL European Private Bankers) in Luxemburg.